Fieber 🔒

Diese Geschichte ist eine Fortsetzung der Geschichte Heimweg.

„Und an dem Ring erkennt man das?“

„Ja, je nachdem, an welcher Hand man ihn trägt, kann man auch noch erkennen, ob jemand Sklave oder Herr ist.“

Diesen Gesprächsfetzen schnappe ich auf, als ich gerade im Zwischengeschoss zwischen U-Bahn und Oberfläche auf einen Ausgang zusteuern will, um ein wenig in der Innenstadt einzukaufen. Neugierig folge ich unbemerkt der Gruppe junger Erwachsener, auch wenn es einen kleinen Umweg für mich bedeutet.

Sie erzählen sich von einer Freundin, die ihnen erzählt hatte, dass sie auf SM steht und auch gerne in Fetischklamotten herum läuft. „Find ich stark“ meint eine der Gruppe. „Ja, ist cool.“

Ich muss lächeln und freue mich auch ein wenig über diese Reaktion. Mittlerweile stehe ich hinter ihnen auf einer Rolltreppe. Unwillkürlich muss ich auf meine Hand blicken, die auf dem Treppengeländer liegt. Auf die Stelle, an der sich auch ein Ring, dieser Ring der O, befinden könnte. An meiner rechten Hand, die Seite, die anzeigt, dass ich die passive, die submissive Seite bevorzuge. Aber ich trage keinen Ring, habe es bisher nicht für nötig befunden. Ich will ja gar nicht erkannt werden, brauche kein Zeichen.

Das Gespräch der Gruppe ist beendet. Ich schlage den Weg ein, den ich ursprünglich hatte einschlagen wollen und erledige meine Einkäufe. Als ich auf der Rückfahrt in der Straßenbahn sitze, muss ich wieder an dieses Gespräch zurückdenken. Ich frage mich, ob der Ring wirklich das einzige Erkennungszeichen ist, durch das sich Gleichgesinnte erkennen können. Natürlich gibt es die Möglichkeit, sich gezielt an Orte zu begeben, die von Leuten mit gleicher Gesinnung besucht werden. Aber wie ist es im Alltag? Gibt es geheime Signale, die eine dominant oder submissiv veranlagte Person ausstrahlt?

Ich lasse meine Blicke über die anderen Fahrgäste streifen. Sehe jedem ins Gesicht und frage mich, was diese Menschen wohl alles hinter verschlossenen Türen treiben könnten. Bei den meisten fällt mein Urteil eher ernüchternd aus. Es würde mich wundern, wenn sie überhaupt noch etwas trieben. Aber wie ist es mit mir, welche Signale sende ich aus? Wirke ich nicht auch wie eine angepasste junge Frau, die keine dunklen Geheimnisse hat? Und doch wird mir auch hin und wieder versichert, auch von Menschen, die nichts von meiner dunklen Seite wissen, dass ich sehr sinnlich wirke und wie ein Mensch, der gerne genießt. Oh ja, das tue ich wirklich. Ich male mir ein paar Genüsse aus und ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.

Ich fahre mit meiner Inspektion der anderen Fahrgäste fort. Ein paar sind darunter, denen ich durchaus zutraue, ein erfülltes Sexualleben zu führen. Aber mit einer Gerte in der Hand oder gefesselt an der Decke hängend? Nein, soweit will ich dann wieder nicht gehen, auch wenn man es wirklich nicht weiß. Aber es muss sie ja geben, diese Menschen. Wie viele meiner Bekannten teilen wohl insgeheim meine Leidenschaft, frage ich mich.

Mein Blick geht weiter, nimmt jeden meiner Mitfahrer kurz unter die Lupe, versucht ihn zu durchleuchten, als könne man dadurch jemandem die intimsten Geheimnisse entlocken. Die meisten Leute blicken unwillkürlich weg, wenn sich unsere Blicke kreuzen. Augenkontakt mit unbekannten Leuten ist für Menschen unangenehm.

Bis mein Blick auf einen Mann fällt, der mir schräg gegenüber auf der anderen Seite des Mittelganges sitzt. Er ist der Erste, der mich voll anblickt. Ich habe das Gefühl, dass er seinerseits mich schon seit einer Weile beobachtet. Als sich sein Mund auch noch zu einem leicht spöttischen Lächeln formt, gebe ich mich geschlagen, nun ist es an mir, zur Seite zu blicken. Irgendwie fühle ich mich ertappt. Mir scheint es, als hätte dieser Mann meine Gedanken gelesen.

Vorsichtig und möglichst unauffällig wende ich meinen Blick wieder in seine Richtung. Er ist dunkel gekleidet, normale Alltagskleidung, leicht abgetragen, aber zu ihm passend. Schon etwas älter, aber noch im besten Mannesalter, schlank, aber irgendwie drahtig, so als sei er körperliche Anstrengungen gewohnt. Ich traue mich nicht mehr, ihm direkt ins Gesicht zu blicken, denn irgendwie habe ich noch immer das Gefühl, auch in seinem Mittelpunkt des Interesses zu liegen. Waren das nun die Signale, auf die ich gewartet habe? Könnten seine Hände eine Gerte in der Hand halten, reagiere ich deshalb so, wie ich reagiert habe?

Ich zucke zusammen. Er hat seinen Schlüsselbund in der Hand und hat sich mit der daran befindlichen Mini-Wasserwaage in die andere Hand geschlagen. Das Geräusch und diese Tätigkeit hatten mich wirklich zusammen zucken lassen. Wieder fühle ich mich ertappt, als könne er meine Gedanken wie in einem offenen Buch lesen. Das gibt es doch gar nicht, denke ich mir. Ich wage einen letzten Blick in sein Gesicht. Noch immer dieses Lächeln, das schon beinahe ein Grinsen ist und genau auf mich gerichtet.

Ich erhebe mich, meine Haltestelle ist erreicht und irgendwie bin ich ganz froh, dieser Situation entfliehen zu können. Ich steige aus, fühle mich plötzlich wieder sicher, spähe in die nun an mir vorbeifahrende Straßenbahn und erblicke ihn wieder, wie er mir mit seinen Blicken folgt.

Rede ich mir das Ganze nur ein? Oder waren sie wirklich da, diese Signale? Konnte das wirklich sein?

Nachdenklich gehe ich in meine Wohnung. Ob er wohl ein Handwerker ist, wenn er eine Wasserwaage an seinem Schlüsselbund trägt? Aber ich werde es wohl nie erfahren, denke ich mir, und im Laufe des Tages verschwinden die Gedanken an dieses Ereignis wieder.

Als ich jedoch am folgenden Tag wieder in der Straßenbahn sitze, ist die Erinnerung wieder da und ich spähe unwillkürlich nach diesem Mann, sehe ihn aber nicht. Genauso wenig wie an den folgenden Tagen, bis ich dieses Erlebnis, das eigentlich ja gar keines war, wirklich fast vergessen habe.

Henry erzähle ich von diesem Vorfall nichts, sehe keine Notwendigkeit dazu. Seit ich ihn kennen gelernt habe, drehen sich meine Gedanken eh ständig um meine neu entdeckte Seite, die er in mir zum Vorschein gebracht hat und immer noch weiter zum Vorschein bringt. Er hat mir eine Menge Bücher zum Lesen gegeben, die ich verschlinge, begierig in mich aufsauge und dies alles am liebsten sofort ausprobieren würde. Nun gut, vielleicht nicht alles, vieles erschreckt mich eher, aber meine Gedanken sind doch sehr oft bei diesem Thema und Henry meint, das sei etwas ganz Normales.

Er geht mit mir wahnsinnig vorsichtig um. Will ich alles Mögliche ausprobieren, so bremst er mich immer wieder. „Langsam, meine kleine Cat, langsam, du wirst noch alles früh genug kennen lernen, eines nach dem anderen, wir sind beim ersten Mal eh schon sehr weit gegangen.“ Ich muss mich dem fügen, es bleibt mir ja nichts anderes übrig. So lerne ich langsam auch den normalen Menschen Henry kennen, erfahre, was er für einen Job hat, was er gerne mag, was weniger, wohin er gerne verreist, was er für Ansichten zu den unterschiedlichsten Themen hat. Er lernt mich umgekehrt genauso kennen. In manchem unterscheiden wir uns, in vielen Dingen sind wir uns aber ähnlich, was mich sehr freut. Noch immer kommt es mir wie der blanke Irrsinn vor, dass ich mich ihm hingegeben habe, ohne all diese Dinge vorab zu wissen.

Ich lerne es auch kennen, ganz einfach mit ihm zu schlafen. Mal ganz zärtlich und sanft, mal leidenschaftlich und härter, aber doch noch so, wie es so viele andere tun. Ich habe dieser Art von Sexualität bisher noch nie viel abgewinnen können, hatte immer recht unzufrieden verlaufende Beziehungen gehabt, in der die Sexualität eine untergeordnete Rolle spielte oder mich einfach nie so richtig befriedigte. Aber mit Henry ist es schön, ich lerne mich und meinen Körper neu kennen, kann mich bei ihm fallen lassen und auch einfach nur mal genießen.

Hin und wieder darf ich auch seine Sklavin sein. Jedoch immer nur kurz. Es scheint ihm wirklich Spaß zu machen, meine Sehnsucht immer mehr zu vergrößern und durch kleine Dosen, die er mir ab und an gewährt, wach zu halten. Ich gebe meine Sehnsucht auch immer wieder kund, aber er fordert mich nur immer zur Geduld auf.

Auch haben wir noch nie eine Nacht miteinander verbracht. Ist er bei mir, verlässt er mich spät abends oder setzt mich in ein Taxi, wenn ich bei ihm bin. „Bleib‘ doch über Nacht.“ habe ich ihn schon gebeten, aber auch das hat er mit einem Appell an meine Geduld abgewiesen.

Und so bin ich in einem Zustand der Daueranspannung versetzt. Erhöht wird diese Tatsache, dass sein Beruf es mit sich bringt, immer mal wieder zu verreisen und dass er für mich tagelang nicht zu erreichen ist, oder allenfalls per Telefon.

Er ist auch wieder mal auf einer seiner Geschäftsreisen, als ich plötzlich einen Brief bei mir im Briefkasten finde, der mich ziemlich überrascht. Mein Herz schlägt sofort sehr viel schneller, denn dieser Brief sieht exakt genauso aus wie der, den ich schon einmal von ihm erhalten habe und der zu unserem ersten gemeinsamen Spiel geführt hatte. Er muss persönlich abgeben worden sein, denn er ist nicht frankiert. Ist er etwa doch schon wieder hier und hat mir nichts gesagt?

Schon im Hochgehen reiße ich den Umschlag auf und beginne zu lesen.

Gehe zur Post und hole dort das Päckchen ab, das ich postlagernd dort für dich deponieren habe lassen.

Am Samstag wirst du das (und nur das!), was du in dem Päckchen findest, anziehen und zu dem Ort fahren, den ich dir auf dem zweiten Blatt beschrieben habe. Sei um achtzehn Uhr dort und warte auf mich.

Henry

Ich muss bei dem Ton dieses kurzen Briefes schlucken. Er enthält keine Nettigkeiten, nur diesen Befehl, nicht einmal eine persönliche Ansprache. Aber auch ein gewisses Kribbeln macht sich in mir breit.

Auf dem zweiten Blatt befindet sich eine kurze Wegbeschreibung. Ich soll mit der S-Bahn ein Stück aufs Land fahren, mir dort ein Taxi nehmen und mich dann an den Rand eines Waldes fahren lassen, wo ich an einem Wegkreuz warten soll, das dort stehen muss. Das Ganze ist noch durch eine Kopie einer Straßenkarte erläutert.

Einen Moment lang frage ich mich, was dieser ganze Aufwand wohl soll, was er mit mir vor hat. Und was mag wohl in dem Päckchen sein? Ich blicke auf die Uhr. Mist, es ist schon zu spät, die Post hat schon geschlossen. Ich ärgere mich, dass ich nun eine ganze Nacht warten muss, ohne zu wissen, was in dem Päckchen ist. Damit es schneller Morgen wird, gehe ich schon früh schlafen und stelle den Wecker so, dass ich zur Öffnung des Postamtes dort sein kann.

Am nächsten Morgen springe ich ganz gegen meine Gewohnheit putzmunter aus dem Bett und ziehe mich in Windeseile an. Ich konnte nur schlecht schlafen, da sich meine Gedanken immer wieder um den Brief und das Päckchen drehten. Mit schnellen Schritten eile ich dem Postamt entgegen. Obwohl die Post gerade erst geöffnet hat, hat sich schon eine kleine Schlange gebildet und ich muss ein wenig warten und verfluche insgeheim alle Frühaufsteher, die nichts besseres zu tun haben, als in aller Frühe das Postamt aufzusuchen, um zwei Briefmarken zu kaufen.

Endlich bin ich an der Reihe und erkundige mich etwas unsicher nach meinem Paket. Tatsächlich ist da etwas auf meinen Namen hinterlegt worden. Nachdem ich meinen Personalausweis vorgezeigt habe, halte ich es nun endlich in Händen. Schon will ich es gleich an Ort und Stelle aufreißen als mir einfällt, dass darin vielleicht Dinge enthalten sein könnten, die nicht für jedermanns Auge bestimmt sind. Ich seufze einmal ganz tief und gehe wieder eiligen Schrittes nach Hause. Die paar Minuten würde ich nun auch noch überstehen.

Zu Hause angelangt lege ich das Päckchen auf den Tisch. Seltsamerweise bin ich nun ganz ruhig, öffne das Paket ganz langsam und sorgfältig mit einem Messer und klappe den Deckel auf. Als erstes halte ich einen Mantel in Händen. So eine Art Trench-Coat in weiß und etwa knielang. Als nächstes ein kurzes Hemdchen, wie ich es eigentlich allenfalls nachts trage. Es ist ebenfalls weiß und, wie ich feststelle, aus einem durchsichtigen Stoff. Dann noch ein Paar weiße Strümpfe und der dazu passende Strapsgürtel. Weiter unten im Paket ist noch ein Schuhkarton. Weiße Pumps in meiner Größe. Ich probiere sie an und stelle erleichtert fest, dass sie recht gut passen. In dem Schuhkarton ist aber noch etwas versteckt, in Seidenpapier umwickelt. „Oh“ entfährt es mir, als ich das Papier entfernt habe. Ich halte nun einen Anal-Plug in Händen. Er ist wohl nicht sonderlich groß, aber dennoch betrachte ich ihn unbehaglich, habe ich doch mit so etwas bisher noch nie Kontakt gehabt. Zum Vorschein kommt noch eine kleine Tube Gleitcreme. ‚Wie fürsorglich‘ denke ich mir lakonisch.

Zu meinem Leidwesen enthält der Karton sonst weiter nichts. Irgendwie hatte ich eine zweite Mitteilung an mich erhofft, aber dem ist nicht so. Auch ein wenig mehr Kleidung hatte ich mir zudem erhofft. Kann ich wirklich mit dieser spärlichen Bekleidung quer durch die Stadt und hinaus aufs Land fahren? Was wäre, wenn ein Windstoß mir den Mantel hoch wehen würde? Ich werde mir unwahrscheinlich angreifbar in dieser Kleidung vorkommen, das weiß ich schon jetzt.

Dieser und noch andere Gedanken werden mich aber noch die kommenden zwei Tage bis Samstag weiter beschäftigen. Zunächst betrachte ich nun aber diesen Plug. Wie sich das wohl anfühlen mag? Die Vorstellung macht mir Angst, erregt mich aber zugleich auch. In dem Brief hatte nichts davon gestanden, dass ich die Sachen nicht zuvor auch einmal ausprobieren dürfte. Also warum nicht einmal testen?

Ich gehe in mein Schlafzimmer, entledige mich langsam meiner Kleidung. Als ich den Anal-Plug in den Händen halte, überlege ich es mir doch nochmal kurz anders und husche auf die Toilette. Ich will mich davon überzeugen, dass ich auch wirklich leer bin.

Wieder zurück im Schlafzimmer halte ich die Tube Gleitcreme in der Hand. Wo kommt die denn nun hin? Ich entschließe mich dazu, sie direkt auf den Plug zu geben.

Achtung, der folgende Text ist aus Jugendschutzgründen ausschließlich zwischen 23 und 5 Uhr zu sehen. (Zurück zur Übersicht)

Ich lege mich mit dem Rücken auf das Bett, ziehe die Beine hoch, atme noch einmal kräftig durch und setze den Plug an meinem After an. Das Gleitgel ist kühl. Langsam versuche ich, den Plug einzuführen. „Entspanne dich!“ schimpfe ich mich selbst, als es beginnt, weh zu tun. So groß ist der Plug doch gar nicht. Und doch spüre ich an seiner dicksten Stelle ein unangenehmes Ziehen. Dann flutscht er aber doch ganz in mich rein und verschließt mich. Ich strecke die Beine aus, bewege mich langsam. Seltsamerweise ist der Plug gar nicht so unangenehm wie gedacht. Eigentlich spürt man ihn kaum, man fühlt sich nur irgendwie ausgefüllt. Ich stehe auf, gehe ein wenig umher. Ich nehme ihn wahr, aber es ist nicht schlimm. Ganz im Gegenteil fühle ich mich erregt. Ich setze mich auf einen Stuhl. „Oha!“ Jetzt spürt man ihn doch erheblich mehr. ‚Ich werde auf der S-Bahn-Fahrt am Samstag doch lieber stehen‘ denke ich mir. Ich lasse den Plug noch eine Weile in mir, probiere verschiedene Bewegungen damit aus und lasse ihn sogar noch drin, als ich mich ein wenig um den Haushalt kümmere.

Auch an den folgenden beiden Tagen kann ich nicht widerstehen, den Plug wieder eine Zeit lang zu tragen. Am Samstag Vormittag bemerke ich, dass er nun auch schon viel problemloser einzuführen ist. Am Nachmittag beginne ich damit, mich vorzubereiten. Ich gehe unter die Dusche und rasiere mich sorgfältig. So ganz daran gewöhnt habe ich mich noch nicht, nun auch an der Scham ganz blank zu sein. Ich habe auch noch immer Probleme, mich dort unten wirklich gut zu rasieren, muss mich zurückhalten, es zu genau machen zu wollen, da sonst die Haut zu sehr gereizt wird und es gar nicht mehr schön aussieht. Aber es gefällt mir doch sehr gut. Immer wieder ertappe ich mich, wie ich mich selbst im Spiegel betrachte, den beginnenden Spalt sehen kann, der bei geschlossenen Beinen bisher unter dunklen Haaren verborgen lag. Und frisch rasiert ist die Haut dort auch sehr weich und lädt zum Streicheln geradezu ein.

Als ich im Bad fertig bin, wende ich mich meiner Kleidung zu. Das ist schnell erledigt, denn viel ist es ja nicht. Zum Schluss führe ich den Plug ein und ziehe den Mantel an. Er hat keine Knöpfe, sondern wird nur durch den Gürtel zusammengehalten. Sorgfältig arrangiere ich den Mantel und den Gürtel, um zu verhindern, dass er sich öffnet und ungewollte Einsichten bietet. Ich blicke aus dem Fenster. In den vergangenen Tagen hat es rapide abgekühlt und der Herbst liegt in der Luft. Es regnet auch noch. Das wird eine kalte Fahrt werden. Ich nehme einen Regenschirm und hoffe, dass mir dieser zusteht. Immerhin ist er auch weiß. Ich stecke noch mein Portemonnaie und meine Schlüssel in die Manteltasche und verlasse die Wohnung in der Hoffnung, dass mir zumindest kein Nachbar über den Weg läuft. Doch ich habe Glück und komme ungesehen aus dem Haus. Ich fröstele. Es ist heute wirklich kalt und unangenehm. Leichter Nieselregen geht mit einem kühlen Wind einher. Ich ziehe den Mantel noch enger um mich, spanne den Regenschirm auf und gehe zur Bushaltestelle. Ich habe das Gefühl, dass mich in meinem weißen Outfit jeder anstarrt. An der Haltestelle muss ich ein paar Minuten warten und versuche, ein Bibbern zu verhindern. Als der Bus kommt, steige ich erleichtert ein und tanke so viel Wärme wie möglich, bis ich wieder aussteigen muss, um zur S-Bahn zu gelangen. Glücklicherweise befindet sich die Haltestelle im Untergrund, sodass ich dort nicht mehr Regen und Wind ausgeliefert bin.

Noch immer spüre ich ständig Blicke auf mir und versuche, diese so gut wie möglich zu ignorieren. Als mein Zug einfährt, steige ich ein und bleibe stehen. Nach einer Weile setze ich mich dann aber doch, auch wenn ich nun den Plug stärker spüre. Im Sitzen fühle ich mich irgendwie sicherer. Die S-Bahn verlässt das Stadtgebiet, fährt durch einige Vororte, die sich nahtlos anschließen, und kommt dann in immer ländlicher wirkende Gebiete. Ich konzentriere mich auf die Landschaft, versuche die anderen Menschen im Zug zu vergessen, die mich sicherlich immer wieder verstohlen mustern, denn so ganz in Weiß gekleidet fällt man einfach auf.

‚Ganz in weiß, mit einem Blumenstrauß…‘ kommt mir plötzlich in den Sinn und innerlich summe ich die Melodie. Dummer Ohrwurm, aber ich muss lächeln.

Schließlich ist meine Haltestelle erreicht. Ich steige aus und hoffe, dass ich ein Taxi bekomme. Ich blicke auf die Uhr, habe noch genug Zeit, aber eine längere Taxiwartezeit kann ich mir nicht leisten. Vor dem Bahnhof gibt es einen Taxistand, an dem sogar sogar zwei Taxis stehen. Ich atme erleichtert auf und steige in das vordere ein. Normalerweise setze ich mich in Taxis neben den Fahrer, aber diesmal sitze ich lieber hinten.

Ich sage dem Fahrer, wo ich hin will und zeige ihm zur Sicherheit auch den Plan.

„Was wollen Sie denn da?“ werde ich ungläubig gefragt. Schnell suche ich eine Antwort. „Spazieren gehen“ ist das Einzige, was mir einfällt.

„Bei dem Sauwetter? Und in dem Aufzug?“ werde ich gefragt und im Rückspiegel gemustert. „Ja.“

„Na, wenn Sie meinen, dann fahre ich Sie dahin.“ beendet er endlich das Gespräch und startet den Motor. Er verlässt den kleinen Ort und fährt bald über Wald und Flur. Das Wetter lädt wirklich nicht zu einem Spaziergang ein, muss ich dem Fahrer insgeheim recht geben. Es ist eher ein Tag, an dem man sich lieber mit einer Tasse Tee aufs Sofa kuschelt. Nach einer Viertelstunde sind wir da. Die kleine Straße, auf der wir fuhren, hat uns an den Rand eines Waldes geführt. Ich sehe das beschriebene Kreuz, das an der Ecke zur Straße und eines Fußweges steht, der in den Wald hinein führt. Der Fahrer hält an und verlangt den Fahrpreis. Weit und breit ist niemand zu sehen.

„Und ich soll Sie wirklich hier allein lassen?“ fragt er mich ein letztes Mal besorgt.

Ich bringe ein Lächeln heraus. „Ja, ich werde abgeholt“.

Er schaut mich an. „Ah, so ist das also. Viel Spaß wünsche ich Ihnen dann.“ Er scheint ungefähr kapiert zu haben, warum ich mich an diesen Ort habe fahren lassen.

Ich verabschiede mich und steige aus. Als das Taxi weg ist, fühle ich mich doch sehr allein. Ich spanne wieder den Schirm auf. Der Regen hat noch ein wenig zugenommen. Ich stelle mich neben dem Kreuz unter einen Baum und warte fröstelnd, denn ich bin ein wenig zu früh dran.

Nach einer Weile blicke ich immer häufiger auf die Uhr und sehne herbei, dass es bald achtzehn Uhr ist. Was ist, wenn Henry sich verspätet? Was, wenn er gar nicht kommt? Die nächsten Häuser sind ein ganzes Stück entfernt gewesen und ich habe kein Handy dabei.

„Hallo!“ kommt plötzlich eine Stimme von der Seite und stört meine Gedanken. Ich fahre herum. Mein erster Gedanke ist, dass dies nicht Henry ist! Der zweite Gedanke, dass ich diesen Mann aber schon einmal gesehen habe. Mir will aber nicht einfallen, woher ich den Mann kenne. Er sieht mich noch immer an, mustert mich von oben bis unten. Mir wird klar, dass ich nun wohl auch etwas sagen sollte und presse ein kleines „Hallo“ hervor. Mit dieser Situation habe ich nicht gerechnet. Innerlich schreie ich nach Henry, aber ich sehe weder ihn noch höre ich ein heranfahrendes Auto, das sein Kommen hätte ankündigen können. Ich fühle mich nun wirklich schutzlos so ganz alleine an diesem Ort, in meiner spärlichen Kleidung und in Gegenwart dieses Mannes.

„Komm“ sagt er dann zu mir, „Henry erwartet dich schon.“ Ich seufze erleichtert auf, als ich den Namen höre. Henry muss ihn wirklich geschickt haben. Der Mann bietet mir seinen Arm an. Zögerlich trete ich näher und hake mich ein. Er nimmt mir den Schirm ab und hält ihn nun selbst über uns. Wir gehen los und betreten den Waldweg. Im dem Augenblick fällt mir ein, woher ich den Mann kenne. Ich stoppe abrupt. „Ich habe Sie schon mal gesehen, Sie saßen in der Straßenbahn!“

Er lächelt. „Ja, da haben wir uns schon mal gesehen.“

„Aber…?“ ich will ihn fragen, wie dies möglich ist, ob dies Zufall oder Absicht gewesen war, woher er Henry kennt und noch Dutzende weiterer Fragen. Aber er hat mir den Finger auf meine Lippen gelegt. „Shhht…. wir wollen nun nicht mehr sprechen, ja?“ Er sieht mich eindringlich an. Ich nicke und schlucke all die Fragen herunter. Wir gehen weiter den Waldweg entlang. Außer uns ist weit und breit niemand zu sehen und das ist auch nicht weiter verwunderlich. Und doch hat der Wald im Regen seine eigene Schönheit. Der Ton der Regentropfen auf den Blättern des Unterholzes hat auch etwas Beruhigendes an sich. Wir kommen an eine Wegkreuzung und nehmen den linken Weg. Bei der nächsten Kreuzung geht es wieder nach rechts. So geht es eine ganze Weile weiter. Erschrocken muss ich mir irgendwann eingestehen, dass ich Schwierigkeiten haben würde, den Weg alleine zurück zu finden. Zudem beginnt es nun auch langsam zu dämmern. Unwillkürlich verkrampfe ich mich ein wenig. Wann sind wir endlich da? Wo ist Henry? Habe ich wirklich das Richtige getan, mit diesem Mann mit zu gehen? Ist dies eine Falle? Ich beruhige mich innerlich. Nein, es war eindeutig Henrys Handschrift auf dem Zettel gewesen. Und es kann kein Zufall sein, dass dieser Mann hier war und Henrys Namen wusste. Und endlich sehe ich Henry! Nachdem wir wieder einmal an einer Kreuzung die Richtung gewechselt haben, steht er ein Stück weiter vorne und blickt uns entgegen. Er hat sich dick in eine warme Jacke eingemümmelt. ‚Na toll.. und mich lässt er hier frieren!‘ denke ich verärgert. Und doch bin ich froh, als wir ihn endlich erreicht haben und er mich in seine Arme schließt. „Hallo meine kleine Cat!“ sagt er und drückt mich an sich. „Ha…“ will ich auch ihn begrüßen, aber auch er hält mir sofort den Finger an meinen Mund. Ich verstehe und füge mich. Nicht sprechen.

Ernst blickt er mich an. „Hast du gut hierher gefunden?“ Ich nicke. „Hattest du irgendwelche Probleme auf dem Weg?“ Ich schüttele den Kopf und schlinge mir die Arme um den Körper, um deutlich zu machen, dass mir nur sehr kalt ist. Er lächelt und blickt mich weiter an, fixiert mich mit einem ernsten Blick. Seine Hände fahren mir über den Kopf, gleiten über meine Haare hinunter, tasten meinen Körper bis zur Taille ab und machen sich schließlich an dem Gürtel zu schaffen. Er öffnet ihn und fixiert mich weiterhin mit seinen Augen. ‚Keinen Mucks, kein Widerstand‘ scheinen diese Augen zu sagen und ich beherrsche mich, lasse ihn gewähren, auch wenn mir sehr deutlich bewusst ist, dass wir von dem Mann aus der Straßenbahn, der offensichtlich ein Freund Henrys ist, beobachtet werden.

Henry hat den Gürtel gelöst und der Mantel öffnet sich vor ihm. Er betrachtet nicht meinen Körper, sondern hält weiterhin Augenkontakt mit mir. Statt dessen erkunden seine Hände, was sich unter dem Mantel befindet. Die Hände können den dünnen Stoff des Hemdchens fühlen. Er fährt über meine Brüste und knetet sie ein wenig. Die Hände gleiten weiter hinab, ertasten den Strumpfhalter und die Strapse. Schließlich heben sie das Hemdchen ein Stück nach oben. Ich versuche, mit Hilfe meiner Augen mit ihm zu sprechen, ihn anzuflehen damit aufzuhören, so lange wir noch nicht allein sind. Henrys Freund kann zwar sicherlich nicht alles von mir sehen, da Henry direkt vor mir steht und der Mantel noch immer meinen Rücken und meine Seiten verdeckt, aber es ist mir mehr als unangenehm, hier so still zu halten. Doch Henry lässt sich nicht erweichen. Kaum merklich schüttelt er mit dem Kopf, lehnt meine stumme Bitte ab.

Das Hemdchen wird hoch geschoben, seine Hand findet zielsicher meine Spalte. Ich bin feucht, das weiß ich. Trotz aller Peinlichkeiten. Als wäre dies alles noch nicht genug, fahren die Hände weiter um meinen Hintern herum zu meinen hinteren Loch, kontrollieren, ob ich auch wirklich den Plug trage. Er kann ihn fühlen und er lächelt mich an. „Sehr schön!“ lobt er mich.

Doch dann gehen die Hände wieder nach oben und ziehen mir langsam den Mantel hinunter. Auch die nächste stumme Bitte wird mir nicht gewährt. Meine letzte Schutzhülle, der Mantel, wird mir entzogen. Ich stehe nun so da, mitten im Wald, in einem dünnen Hemdchen, das durch seinen durchsichtigen Stoff nichts verhüllt. Mir ist, als brennen sich die Blicke der beiden Männer auf meinen Körper. Ich merke gar nicht mehr, wie kalt es eigentlich ist, wie ich durch den Regen langsam durchnässt werde. Ich reiße mich von Henrys Blick los, schließe die Augen um mich sammeln zu können. Als ich sie schließlich wieder öffne, halte ich den Blick gesenkt, will niemanden mehr anblicken.

Henrys Freund regt sich, öffnet mit einem Schlüssel eine Pforte in dem Zaun neben uns, der mir bisher noch gar nicht aufgefallen war. Ich hatte auf diesem Wegabschnitt bisher auch nur Augen für Henry gehabt.

Henry schiebt mich in Richtung der Pforte. „Geh vor!“ Ich stolpere vorwärts. War ich bisher auf dem Kiesweg mit meinen Schuhen noch ganz gut voran gekommen, so habe ich hier doch meine Schwierigkeiten, denn der Weg ist hier nur noch mit Tannennadeln bedeckt und durch den Regen aufgeweicht. Nach ein paar Schritten kommt dann auch ein „Stopp!“ von Henry. Ich bleibe stehen. „So geht das nicht, du kannst hier ja nicht laufen. Zieh‘ die Schuhe und die Strümpfe aus!“ Ich schlucke. Nach dem Mantel nun auch noch das? Aber nun macht es wohl auch schon nichts mehr aus. Vorsichtig löse ich die Strumpfhalter, rolle die Strümpfe ab und versuche ohne diese schmutzig zu machen, heraus zu schlüpfen. Meine Füße berühren den Waldboden. Nicht unangenehm auf den Nadeln, aber sehr kalt und nass. Aber immerhin sinke ich nun nicht mehr so weit ein, wie das mit den Absätzen der Fall gewesen war. Auf eine Geste hin reiche ich die Schuhe und die Strümpfe Henry. Dieser nimmt sie entgegen. „Den Strapsgürtel auch noch.“ Ich löse ihn, erstaunt, wie wenig Widerstand sich noch in mir regt. Ich versuche nicht an den fremden Mann zu denken, der hinter Henry steht. „Weiter“ kommt von Henry.

Ich setze mich wieder in Bewegung. Die Kälte spüre ich nun wieder und zittere wie Espenlaub. Das Hemdchen ist mittlerweile völlig durchnässt und klebt an meinen Körper.

„Stopp!“ kommt es erneut. Wieder halte ich an. „Dein Hemd ist ja völlig durchnässt. Zieh es aus!“ Als würde ich mich selbst beobachten, stelle ich wieder erstaunt fest, dass sich kaum Widerstand in mir regt. Ich tue es einfach, habe mich in dieses Spiel hinein begeben und ziehe es nun durch. Es tut gut, die Verantwortung für mein Handeln abzugeben. Ich ziehe auch noch das Hemd aus, stehe nun splitterfasernackt vor den beiden Männern. Als ich mich umdrehe um das Hemd wieder an Henry weiter zu reichen, kann ich nicht verhindern, dass ich beide Männer sehe, wie sie mich anblicken, mir auf meine Brüste starren, deren Nippel sich durch die Kälte extrem zusammengezogen haben. Ich reiche Henry das Hemd und drehe mich schnell wieder um, gehe ohne Befehl weiter. Die beiden folgen mir abermals. „Nimm‘ die Hände in den Nacken!“ Ich mache es und gehe weiter voran. In meinen Gedanken herrscht Chaos. Ich will weinen, weglaufen, bin erregt, stolz, gedemütigt, fühle mich verrückt und will gefallen. Alles auf einmal. Am übermächtigsten wird dann aber ein Gefühl, das ich schon einmal gespürt habe und das ich kaum benennen kann. Es ist, als zieht es mich ganz tief in ein Loch, in dem ich mich aber zu Hause fühle. Tief unten und doch geborgen. Ist dies der Ort meiner devoten Sehnsüchte? Ich lasse mich in dieses Loch hinein saugen, sinke tief hinab und schwebe doch irgendwie. Ich bin stolz auf mich. Darf ich das sein?

Mein Gang wird durch dieses Gefühl aber wieder aufrechter, mein Körper strafft sich und ich habe meine Sicherheit wieder gefunden. Ein Glücksgefühl breitet sich in mir aus. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass mir kalt ist. Verdammt kalt.

Endlich erblicke ich das Ziel des Weges. Vor uns liegt eine kleine Forsthütte. Aus den Fenstern dringt Licht. Als ich fast die Türe erreicht habe, öffnet sich diese und heraus tritt eine lächelnde Frau. „Aber das ist ja…“, entfährt es mir. „Psssst!“, werde ich von Henry ermahnt. „Nicht sprechen. Aber du hast recht, das ist Gina, sie ist die Sklavin von Ralf.“ Gina würde ich mein Leben lang nicht vergessen. Sie war es gewesen, die Henry bei unserer ersten Begegnung geführt hatte. „Und das Treffen in der Straßenbahn?“ „Cat, nun sei aber endlich still!“ fährt Henry mich an. „Was für ein Treffen meint sie?“ fragt Henry verwundert Gina. Diese zuckt nur mit den Schultern. „Da kann ich weiterhelfen“, meldet sich Ralf zu Wort. „Wie es der Zufall wohl wollte, bin ich deiner kleinen Cat letztens schon in der Straßenbahn begegnet. Wir hatten ein paar nette Blickkontakte.“ „Du flirtest mit anderen Männern?“ werde ich von Henry aufgebracht gefragt. „Nein! Wirklich nicht! Unsere Blicke hatten sich nur gekreuzt! Ich hatte doch nur…“ „Still jetzt, das kannst du mir später erklären!“ werde ich unterbrochen. „Jetzt lasse uns erst einmal hinein gehen, bevor du dir hier den Tod holst.“ Ich will schon meine Schritte durch die Türe lenken, als ich nochmals zurückgehalten werde. Henry streift mir eine Augenmaske über. „Du brauchst noch nicht gleich alles sehen. Gina, führe sie bitte.“ Ich fühle, wie Gina mich sanft am Arm nimmt und mich in das Haus führt. Wieder schwirren mir etliche Fragen im Kopf umher. Was ist das für ein Haus? Wem gehört es und wie kommt man zu so einem Haus mitten im Wald? Beinahe wäre ich über die Schwelle gestolpert, doch Gina stützt mich.

Nach dem Eintreten spüre ich alte Dielenbretter unter meinen Füßen. Uneben, doch im Laufe der Zeit von vielen Füßen glatt geschmirgelt. Ginas Griff bedeutet mir, stehen zu bleiben. Als ich es mache, löst sich ihre Hand von mir und gleich darauf spüre ich ein Handtuch an meinen Füßen. Gina befreit mich von Erde und Tannennadeln, die an meinen Füßen kleben. Anschließend führt sie mich weiter in das Haus hinein und lässt mich dann stehen. Hinter uns höre ich nun auch die Männer eintreten, die sich wohl draußen noch kurz unterhalten haben. Ich bin froh, endlich im Warmen zu stehen. Dennoch ist mir immer noch kalt. Meines Sehsinnes beraubt, ist mein ganzer Körper angespannt und ich lausche gebannt in das Haus hinein. Offensichtlich bleiben die drei anderen mit Absicht stumm. Ich höre nur Schritte um mich. Dann ein Geräusch, als sei ein Stuhl zur Seite geschoben worden. Schritte, die sich mir nähern. Mein Arm wird wieder ergriffen. Irgendwie weiß ich, dass es wieder Gina ist. Sie führt mich noch ein Stück weiter, bis wir wieder stehen bleiben. Meine Hand wird nach vorne geführt. Sie stößt an etwas Hartes. Ich taste. Ein glatter, langer Rand. Eine Badewanne, wird mir klar.

Gina hilft mir, hinein zu steigen. Warmes Wasser. Ich setze mich in die Wanne und seufze wohlig auf, als die Wärme langsam in mich dringt. Endlich ist mir nicht mehr kalt. Gina berührt mich sanft am Kopf, damit ich nicht erschrecke. Sie streicht meine Haare beiseite. Ich fühle Metall an meinem Hals. Ein Halsband. Es schließt sich. Ein Zug nach hinten. Ich lehne mich zurück, komme auf einem Wannenkissen zum Liegen. An beiden Seiten des Halsbandes müssen dünne Ketten angebracht sein. Sie werden an der Wanne fixiert. Durch diese einfache Art bin ich vollkommen an die Wanne gefesselt, kann meinen Kopf kaum noch bewegen. Ein wohliges Ziehen breitet sich in meinem Unterleib aus. Ich bin erregt, meine verbliebenen Sinne sind aufs Höchste geschärft. Was ist das? Gina macht sich erneut an meinem Kopf zu schaffen. Kopfhörerstöpsel. Musik erklingt. Portishead. Eine meiner Lieblingsgruppen. Henry hatte sich beim Durchstöbern meiner Lieblingsmusik über meine Vorliebe für etwas schräge Frauenstimmen lustig gemacht. Aber er hat es sich gemerkt. Ich bin ihm dankbar, dass es diese und keine andere Musik ist. Die Musik nimmt mir aber nun auch noch den Hörsinn, um das Geschehen um mich herum wahrzunehmen. Ich werde etwas unruhig, klammere mich am Badewannenrand fest. Jemand streichelt sanft meinen Kopf. Wer ist das? Ich weiß es nicht, aber es beruhigt mich tatsächlich wieder etwas. Ich versuche mich zu entspannen, mich auf die Musik zu konzentrieren. Es gelingt mir nicht ganz. Zu nervös bin ich. Ich hatte mit Zweisamkeit gerechnet. Dann dieser totale Sinnesentzug. Sind die beiden anderen noch hier? Beobachten sie mich alle? Was haben sie vor? Was kommt noch auf mich zu?

Ich spüre meinen Körper im warmen Wasser. Meine Brüste, fast schwerelos. Meine Hände berühren mich, liegen an meinen Hüften. Kurzes Vortasten an meine Mitte. Nein, nicht doch, alle sehen zu. Innehalten. Jemand greift ins Wasser, zwingt meine Beine auseinander. Etwas Hartes wird angesetzt, dringt in mich ein. Noch ein Plug. Ich bin nun vollkommen ausgefüllt. Vorne und hinten. Mein Atem beschleunigt sich. Fast zu viele Eindrücke trotz entzogener Sinne. Die Musik, wie lange sollte sie noch gehen? Wie lange noch dieses wahnsinnige Gefühl? Meine Hände fahren suchend den Wannenrand entlang, doch finden nichts. Wieder eine Hand an meinem Kopf. Ist das nun Henry? Leichte Panik kommt hoch, als mein Mund aufgezwungen und ein Knebel eingeführt wird. Ich hasse Knebel. Ich beruhige mich etwas, als ich merke, dass es einer ist, durch den man atmen kann. Hilfe, was kommt noch? Mittlerweile bin ich mir fast sicher, dass es Henry ist, der da nun agiert. Woher ich das weiß? Kann ich ihn riechen? Unterscheiden sich seine Berührungen? Ja, das muss es sein. Die Hand, die gerade mein Armgelenk ergreift, muss einfach seine Hand sein. Handschellen schließen sich um beide Gelenke. Die Arme werden nach hinten über den Kopf gezogen, dort ebenfalls fixiert. Schon wieder eine Berührung. Meine Brustwarzen werden gezwirbelt und anschließend mit Klammern versehen. Auch an den Klammern müssen Ketten angebracht sein, denn die Klammern ziehen nach oben. Ich stöhne auf. Dann nichts mehr. Nur noch die Musik und der Schmerz der Klammern. Henry hatte schon recht bald nach unserem Kennenlernen festgestellt, dass ich recht hart im Nehmen bin. Jedoch nicht, wenn es um Klammern geht. Die treiben mir innerhalb kürzester Zeit die Tränen in die Augen. So auch jetzt. Es vergehen zwei, drei Lieder. Meine Lage ist mittlerweile nicht mehr als bequem zu bezeichnen. Ich versuche mich auf meine Atmung zu konzentrieren, durchzuhalten. Dann endlich ist es vorbei. Die Klammern werden abgenommen und der Schmerz wegmassiert. Die Musik stoppt. Die Ohrstöpsel werden entfernt. Der Knebel folgt als nächstes, zuletzt die Augenbinde. Ich blinzle und blicke in Henrys forschende Augen.

„Alles okay mit Dir?“ werde ich gefragt. Ich nicke, bin noch nicht fähig, zu sprechen. Ich blicke mich um. Offensichtlich sind wir allein. Henry streicht mit seiner Hand meine Tränen weg, die sich unter der Augenbinde angesammelt hatten. „Ich liebe Deine Tränen, die Du mir schenkst.“ Ich lächle, spüre bei diesen Worten so etwas wie Stolz in mir aufkommen, bin stolz darauf, für ihn zu leiden. „Ich will Dich glücklich machen“ sage ich ihm, nachdem ich mich geräuspert und meine Stimme wiedergefunden habe. Henry reagiert anders, als ich es erwartet habe. „Meinst Du das wirklich ernst? Willst Du wirklich mein Glück über das Deine stellen?“ Unsicher forsche ich in seinem Gesicht. „Wie meinst Du das?“ wispere ich. „Ich wollte Dich das eigentlich erst später fragen, aber es bietet sich nun schon jetzt an.“ Mit diesen Worten steht er auf und holt ein kleines Köfferchen. „In meiner Fantasie spukt schon lange ein Traum herum“ fängt Henry dann zu erzählen an. „Ich träume davon, dass sich mir eine Sub, eine Sklavin, meine Sklavin so vollkommen hingibt, dass sie mir einen Wunsch erfüllt. Einen Wunsch, dessen Erfüllung fast jeder Frau recht schwer fallen dürfte.“

Henry öffnet das Köfferchen und holt ein Gerät daraus hervor.

„Weißt Du, was das ist?“

„Eine Haarschneidemaschine?“

„Ganz recht. Hast Du eine Idee, was mein Wunsch sein könnte?“

„Meine Haare?“ frage ich ungläubig.

„Genau.“ Henry blickt mir dabei fest in die Augen.

„Wie viel?“ frage ich noch immer ungläubig und spüre, wie ich mich langsam verkrampfe.

„Alles“ sagt Henry ungerührt. „Ich möchte, dass die einzigen Haare, die Du noch am Körper trägst, Deine Augenbrauen und Wimpern sind.“

„Das meinst Du wirklich ernst?“

„Sehe ich so aus, als würde ich scherzen?“

„Nein“ sage ich. Dann nochmals: „Nein!“

„Nein?“ fragt mich Henry.

„Nein, das geht doch nicht, das…“

Mir fehlen die Worte, die in mir aufkommende Panik zu beschreiben. Plötzlich stört mich meine Fesselung ungemein. Mein Körper sendet mir eindeutige Signale. Ich will hier weg! Flüchten! Frei sein.

„Schhhhhhh, ist ja gut, kleine Cat. Nicht so hibbelig. Ich tue nichts ohne Dein Einverständnis!“

Das beruhigt mich etwas, wenn auch nicht viel. Mein Blick ist immer noch auf die Haarschneidemaschine gerichtet.

„Bitte, verlange das nicht von mir“ presse ich hervor. Mir schnürt es die Kehle zu. Vor meinen inneren Auge sehe ich mich kahl. Meine Haare – weg. Es ist nicht so, dass ich meine Haare sonderlich schön finden würde. Es ist sind einfach Haare, aber dennoch wäre ich ohne sie gezeichnet. Eine totale Typveränderung. Erklärungen wären nötig. Ich würde Blicke auf mich ziehen. Ich muss an die Gruppe denken, der ich in der Stadt hinterher gelaufen bin. An ihr Gespräch über den Ring. Ein kahler Schädel wäre zwar nicht unbedingt für jeden ein klares Sklavinnenzeichen, aber doch so viel sichtbarer als ein kleiner Ring. Obwohl mir Henry versichert hat, nichts ohne mein Einverständnis zu tun, habe ich das Bedürfnis, mich zu erklären und zu argumentieren.

„Was würden die Leute auf meiner Arbeit sagen? Und meine Familie? Meine Freunde?“ Henry lächelt mich an. „Ach Cat, Du hast mir doch selbst erzählt, welche Typen bei Dir auf der Arbeit herum hängen. Da würdest Du dich doch gut einfügen, oder?“ Henry hat wohl recht. Meine Kollegen würden sich zwar wohl wundern, aber die meisten würden es wohl sogar cool finden. Neben vielen Nachtschichten bringt mein Job es mit sich, dass ich lediglich telefonischen Kundenkontakt habe. Daher legt mein Arbeitgeber keinen großen Wert auf Äußerlichkeiten, solange der Rest stimmt. Wir sind daher ein recht wilder Haufen, unter denen ich sogar eher so eine Art Mauerblümchenstatus habe, auch wenn ich mich sehr wohl in der Truppe fühle.

„Aber meine Familie? Und meine Freunde?“

„Da hast Du recht, da müsste man sich wohl eine Erklärung einfallen lassen. Aber da fällt uns schon etwas ein.“

Ich schließe die Augen, stelle mir das alles bildlich vor.

„Nein,“ sage ich dann schließlich. „Nein, das kannst Du nicht von mir verlangen. Ich kann es einfach nicht.“

„Hör mal, Cat, grundsätzlich kann ich alles von Dir verlangen, so lange Du Dich freiwillig in meine Hände begeben hast. Das ist klar, oder?“

„Ja, aber…“

„Kein aber!“ werde ich rüde unterbrochen. Ich fühle mich gemaßregelt und schrumpfe innerlich zusammen.

Henry fährt fort: „Aber wie ich schon sagte, werde ich in diesem Fall nicht ohne Dein Einverständnis handeln. Ich sehe ein, dass dies ein Schritt wäre, den Du mittragen musst. Und nun lasse uns das Thema beenden. Ich muss akzeptieren, dass Du mir diesen Wunsch nicht erfüllen kannst.“

Ich fühle mich wie eine Versagerin. Die gespannte Erwartung, die ich bis zu dieser Bitte im mir gefühlt hatte, das Kribbeln, die Erregung, alles ist weg. Statt dessen habe ich ein flaues Gefühl im Magen.

„Danke, Herr“ kann ich dann auch nur noch sehr leise flüstern. In den vergangenen Wochen hatten wir abgemacht, dass ich Henry nur mit „Herr“ anzusprechen brauche, wenn es zu der Situation passt. Ich habe das Gefühl, das ist nun so eine Situation.

„Schon gut, Schluss jetzt.“ Henry wirkt enttäuscht auf mich. Die Wärme aus seiner Stimme ist verschwunden. Ich fühle mich dadurch noch schlechter. Henry löst die Ketten, die mich an die Badewanne fixiert haben. Das Halsband belässt er mir. Ich steige aus der Wanne und habe das Bedürfnis, mich vor Henry niederzukauern. Nass wie ich bin, werfe ich mich vor seine Füße.

„Cat, es reicht! Es ist gut! Hier, trockne Dich lieber ab!“ Ich würde Henry gerne glauben, was er sagt, doch seine Stimme klingt so kalt und genervt. Ich greife mir das Handtuch, das Henry vor mich auf den Boden geworfen hat, richte mich auf und trockne mich ab. Ich wage es nicht, Henry in die Augen zu sehen. Warum habe ich nur diesen Satz gesagt, ich würde ihn gerne glücklich machen? Weil das die Wahrheit ist, wird mir klar. Ich will ihn wirklich glücklich machen, bin ihm so dankbar, dass er mich bisher so behutsam in diese neue Welt eingeführt hat. Es liegt wohl auch in meinem Naturell, ihn glücklich sehen zu wollen. Wenn er glücklich ist, bin ich es auch. Deshalb fühle ich mich im Moment wohl unglücklich, da ich das Gefühl habe, ihn enttäuscht zu haben. Aber ich kann einfach nicht über meinen Schatten springen. Entsprechend geknickt stehe ich nun wohl vor ihm.

Er geht auf mich zu und drückt mich runter auf die Knie. „Kümmere Dich um mich!“ werde ich aufgefordert. Sofort öffne ich Henrys Hose und nehme seinen noch recht schlaffen Penis in den Mund. Ich will ihn nun wenigstens ein Stückchen glücklich machen und bin wirklich froh, als ich merke, dass sein Glied steif wird. Doch Henry scheint noch anderes mit mir vor zu haben. Kaum dass er richtig erregt ist, bringt er mich auf Distanz. „Genug! Hoch mit Dir!“ Etwas verwirrt komme ich dem Befehl nach. Henry dreht mich um und schiebt mich in Richtung des Tisches, drückt meinen Oberkörper darauf und macht sich an dem Plug, der mein vorderes Loch verschließt, zu schaffen. Er zieht ihn heraus und dringt stattdessen selbst in mich ein. Hart werde ich genommen und ich bin froh, dass Henry für seine Enttäuschung ein Ventil gefunden hat. Doch schon nach kurzer Zeit hält er abermals inne. Er zieht den Plug aus meinem Anus, so dass ich mir mit einem Mal seltsam leer vorkomme. Als Henry dann kurz darauf mit dem Finger in meine Spalte fährt, keuche ich lustvoll auf. Sein Finger dringt in mich ein und ich heiße ihn willkommen. Doch dann muss ich feststellen, dass Henry wieder eine andere Absicht hat. Er wandert mit seinem nun feuchten Finger an mein hinteres Loch. Ich verkrampfe mich unwillkürlich, zucke mit dem Oberkörper hoch. Henrys andere Hand drückt mich sofort wieder runter. „Bleib still liegen!“ fährt er mich an. Kurze Zeit später weiß ich, dass mir Analverkehr keinen Spaß macht. Die Ausgefülltheit durch den Plug konnte ich noch irgendwie genießen. Doch jetzt ist es eher ein Erdulden. Aber ich nehme es hin, will nicht schon wieder die Bremse ziehen, nicht schon wieder Henry enttäuschen. Als Henry sich in mir ergießt, bin ich froh, dass es vorbei ist. Ich hoffe sehr, dass ich meine Weigerung wieder ein wenig wett machen konnte. Henry beugt sich zu mir hinunter. „Das war Dein erstes Mal für Dich hinten rein, oder?“ „Ja.“ „Wie war es für Dich? Sei ehrlich!“ „Nicht so gut,“ antworte ich. „Irgendwie erniedrigend“ füge ich noch hinzu.

„Gut, das werde ich mir merken.“ raunt mir Henry ins Ohr und endlich höre ich wieder etwas Wärme in seiner Stimme. „Weißt Du, ich mag das nämlich sehr gerne und Du wirst es für mich ertragen müssen. Das wirst Du doch, oder?“ Wieder muss ich an meine Aussage denken, ihn glücklich machen zu wollen. Dieses Mal kostet es mich zwar einige Überwindung, doch schließlich sage ich: „Ja, das werde ich.“ „Gut, sonst hätten wir zwei langsam ein Problem gehabt. Und nun ab mit Dir auf die Toilette! Säubere Dich und zieh an, was Du dort findest!“ Henry hilft mir vom Tisch hoch, dreht mich in Richtung einer kleinen Tür und verabschiedet mich mit einem kräftigen Klaps auf den Hintern. Hinter der Tür finde ich eine sehr einfach gehaltene Toilette und ein kleines Waschbecken. Ich entleere und reinige mich und finde dann die Kleidung in einem Regal. Es ist ein bodenlanges schwarzes Kleid aus einem elastischen Material. Keine Unterwäsche außer einem schwarzen Strapsgürtel mit entsprechenden Strümpfen dazu. Am Boden stehen dann noch ein Paar Pumps. Wieder stelle ich erstaunt fest, dass sie gut passen. Nach dem Anziehen werfe ich einen Blick in den kleinen Spiegel oberhalb des Waschbeckens. Ich kann mich nicht ganz darin sehen, aber das Kleid wirkt beinahe wie ein Abendkleid. Gerne würde ich mich noch ein wenig hübscher machen, habe aber nichts dabei. Verstohlen öffne ich eine Schublade in einem Regal und habe Glück. Ich finde eine Haarbürste, einige Haarnadeln und Schminkutensilien, die wohl Gina gehören müssen, sollte dies Ralfs Hütte sein. Ich bürste mir die Haare, stecke sie hoch, schminke mich ein wenig und hoffe, dass Gina nichts dagegen hätte. Als ich mich anschließend wieder im Spiegel betrachte, bin ich schon zufriedener mit mir. Doch dann fällt mir wieder Henrys Wunsch ein. Ich lege meine Hände auf den Kopf über die Stirn, um möglichst viele Haare damit zu verdecken. Wie würde ich wohl ohne Haare aussehen? Es gibt ja Frauen, wo das durchaus gut aussieht. Ich muss an die Sängerin Sinead O’Connor denken, die eine kaum existierende Haarlänge vorweisen kann. Doch ich will mich nun nicht mehr mit dem Thema beschäftigen und Henry womöglich erneut verärgern, indem ich zu lange brauche. Als ich wieder aus der Toilette trete, finde ich Henry kochend in der kleinen Küchenecke vor. Er blickt sich um, als er die Tür hört und lächelt mich an. „Sehr schön!“ lobt er mich, nachdem er mich gemustert hat. „Ich habe mich ein wenig bei den Schminkutensilien bedient, die ich in einer Schublade gefunden habe. Gehören sie Gina? Ich hoffe, sie hat nichts dagegen.“ „Ich denke, das geht klar. Setz Dich doch!“ Zum ersten Mal kann ich in Ruhe das Innere der Hütte in mich aufnehmen. Außer der Toilette scheint es nur diesen einen Raum zu geben, der alles enthält, was man so braucht und noch ein wenig mehr. Neben der Kochnische steht eine kleiner Esstisch, mit dem ich vorhin schon nähere Bekanntschaft geschlossen hatte. Nun liegt darauf eine weiße Tischdecke und es ist elegant für zwei Personen eingedeckt inklusive einer brennenden Kerze. Als ich mich umblicke, fällt mir auf, dass die Hütte wohl keinen Stromanschluss haben dürfte, da ich nur Kerzen und Petroleumlampen sehe. Der Herd in der Kochnische wird mit Gas aus einer Flasche betrieben. Zudem gibt es einen Holzofen, durch dessen Scheibe man ein Feuer sehen kann. Der Ofen scheint wohl auch dazu zu dienen, das Wasser für die Badewanne zu erwärmen, denn es befindet sich ein Tank direkt über dem Feuer. Die Badewanne will nicht so recht zu so einer Hütte passen, aber für mich war es wirklich eine sehr angenehme Überraschung gewesen, als ich mich in das warme Wasser sinken lassen konnte.

Neben der Badewanne steht noch ein großer roter Ohrensessel, der auf den Kamin ausgerichtet ist, sowie in einer Ecke ein Bett. Ich setze mich auf einen Stuhl an den gedeckten Tisch. Bei genauerem Hinsehen fallen mir dann noch weitere Details im Raum auf. Haken, die überall an der Decke angebracht sind. Ein Bock, der in einer dunklen Nische zwischen zwei Schränken steht. „Gefällt Dir, was Du siehst?“ werde ich von Henry aus meiner Betrachtung gerissen. „Ich denke, ja“, sage ich lächelnd. „Na, wir werden noch sehen!“ lacht Henry. „Kann ich Dir irgendwie helfen?“ frage ich, als mir plötzlich mein Status wieder bewusst wird. „Nein, nein, lass mich nur machen, das mache ich gerne!“ „Okay, wie Du meinst. Gehört Ralf diese Hütte?“ wage ich zu fragen, nachdem Henry anscheinend wieder glänzender Laune und in Plauderstimmung ist. „Ja, der Mistkerl hat die Hütte vor einigen Jahren von einem Onkel geerbt. Die Hütte muss schon ewig in Familienbesitz sein. War mal eine Jagdhütte oder so etwas. Aber es ranken sich auch die wildesten Gerüchte darum. Sein Onkel soll hier Orgien veranstaltet haben, erzählt man sich im nächsten Dorf. Perversion muss wohl in der Familie liegen. Ralf macht sich manchmal den Spaß und kauft mit düsterem Blick und im vollen Lederoutfit im Dorfladen ein. Ich schätze, die Gerüchte kochen also weiterhin.“ Ich muss nun auch lachen.

„Strom gibt es hier wohl nicht, aber wo kommt das Wasser her?“

„Eine Quelle mit Trinkwasserqualität direkt neben dem Haus. Das hat Ralf auch auf die Idee mit der Badewanne gebracht.“

„Und Ralf ist Dein Freund?“

„Ja.“

„Woher kennt Ihr Euch? Und seit wann?“

Henry antwortet nicht, sondern beschäftigt sich stumm weiter mit dem Essen.

„Verzeih, stelle ich zu viele Fragen?“ versuche ich mich gleich zu entschuldigen.

„Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Aber warte noch kurz.“

Henry kommt mit zwei Tellern zum Tisch und serviert die Vorspeise. Nachdem er uns beiden noch Rotwein eingeschenkt hat, setzt er sich mir gegenüber. Er greift sein Glas und fordert mich mit einem Blick auf, es ihm gleich zu tun.

„Liebe Cat, ich freue mich, dass Du heute hier bist und dass wir uns gefunden haben.“ beginnt er feierlich. „Auf uns beide und auf die Zukunft, was immer sie noch für uns bringen mag. Ich bin darauf selbst sehr gespannt!“ Wir stoßen an und ich habe das Gefühl, auch etwas sagen zu müssen. Doch als ich den Mund aufmache, lässt mich Henry gar nicht erst zu Wort kommen. „Sag jetzt nichts, höre nun einfach zu. Du hast mich vorhin gefragt, woher ich Ralf kenne. Es ist wohl nun etwas über ein Jahr her, dass ich das erste Mal Kontakt mit ihm hatte, auch wenn das damals kein sonderlich schöner Anlass war.“

Als er nun weiter erzählt, kann ich zunächst meinen Ohren kaum trauen. Ich erfahre, dass Henry schon einige Jahre in der SM-Szene unterwegs ist. „Cat, ich hatte schon einige Subs vor Dir. Und ich war, das kann ich wohl nicht leugnen, eine Zeit lang ein echtes Arschloch. Ich habe die Frauen benutzt, ohne sonderlichen Wert auf ihr Wohlergehen zu legen. Ich fand es geil. Ohne groß darüber nachzudenken habe ich mir eine Sub nach der anderen zugelegt. Sobald mich eine auch nur ansatzweise langweilte, ging ich wieder auf Beutezug. Mein Ego fand es klasse, dass mir die Mädels nur so zuflogen. Ich kam in einen regelrechten Rausch. Gefühle waren dabei nicht großartig im Spiel. Ich genoss höchstens meine Macht und kam mir wie der Allergrößte vor. Bitte frage mich nicht, was ich mit den Frauen alles gemacht habe. Es war so eine Art Fastfood-SM. Bis eines Tages Ralf aufkreuzte. Wie sich herausstellte, hatte ich eine Freundin von Ralf und Gina erwischt. Mir war damals nicht klar, was ich mit ihrer Seele angestellt hatte. Ich habe überhaupt nicht mitbekommen, wie ich ihr das Herz gebrochen und zudem ihr Selbstwertgefühl fast vernichtet hatte. Ich habe sie behandelt wie der letzte Dreck. Ralf suchte mich eines Tages auf und machte mir das klar. Aber er bot mir gleichzeitig auch an, so etwas wie mein Mentor zu werden. Ich sah, welche Beziehung er mit Gina führt. Er ließ mich teilhaben und ich sah die Liebe und das Vertrauen zwischen den Beiden. Tja, man könnte sagen, er hat mich umgedreht. Das hoffe ich jedenfalls. Er ist mir ein guter Freund geworden und hat weiterhin ein Auge auf mich.“ Henry hielt inne und sah mir tief in die Augen. „Cat, ich verspreche Dir, dass es bei Dir anders sein wird. Aber ich wollte Dir die Wahrheit über meine Vergangenheit erzählen, bevor Du sie irgendwann hinten herum erfahren hättest. Aber ich könnte auch verstehen, wenn Du nun schreiend weg läufst.“

Ich muss das soeben gehörte erst einmal verdauen. Groß sehe ich Henry an. Niemals hätte ich ihm solch eine Vergangenheit zugetraut. Genauer gesagt hatte ich mir noch nie nähere Gedanken darüber gemacht. Mir war klar, dass er schon Erfahrungen gemacht haben musste, aber nicht, auf welche Art er sie gemacht hatte.

„Wie lange ging das davor so?“ frage ich leise.

„Oh, das waren schon ein paar Jährchen. Es fing erst langsam an und steigerte sich dann immer mehr. So über fünf Jahre hinweg, denke ich.“

„Fünf!“ entfährt es mir. „Wie viele Frauen waren das dann?“

„Oh Cat, viele… ich weiß es nicht mehr. Meinst Du, Du kannst damit leben?“

„Wie man sich doch in einem Menschen so täuschen kann, ich hätte Dir das niemals zugetraut!“ spreche ich einfach aus, was ich gerade denke. Als ich sehe, wie Henrys Miene zusammenfällt, beeile ich mich aber zu sagen: „Vielleicht hätte ich Dir das aber auch nur deshalb nie zugetraut, da ich nur den neuen Henry kennen gelernt habe.“ Ich hänge ein wenig meinen Gedanken nach und Henry schweigt dazu. Schließlich habe ich eine Entscheidung getroffen: „Von daher würde ich sagen: auf die Zukunft! Was immer sie für uns bringen mag!“ Mit diesen Worten stoße ich erneut mit ihm an. Ich freue mich, als ich einen glücklichen Schimmer in seinen Augen entdecke. Ehe ich es selbst ganz begreife, knie ich neben Henry auf dem Boden, senke den Blick und sage: „Lass mich Deine Sklavin sein. Ich vertraue Dir, dass Du immer gut auf mich acht geben wirst.“ Henry hebt mit einer Hand sanft mein Kinn hoch, so dass sich unsere Blicke kreuzen. „Du bist der Wahnsinn! Womit habe ich Dich nur verdient?“ werde ich gefragt und ich muss glücklich lächeln. „Aber nun komm, lass uns endlich essen!“ Als ich wieder am Tisch sitze, meint Henry: „Weißt Du was, jedes weitere Wort würde die Situation nur zerstören. Deshalb erteile ich Dir – und mir – für den Rest des Essens Redeverbot.“

So genießen wir das Mahl, das er wohl schon bei sich zu Hause zum größten Teil vorbereitet haben musste, ohne dass ein Wort über unsere Lippen kommt. Doch während wir einen Salat, die Lasagne und die Mousse au Chocolat essen, sprechen unsere Blicke Bände.

Als wir fertig sind, bedeutet mir Henry mit einer Geste, den Tisch aufzuräumen. Während ich alles in die Küche trage und den Abwasch erledige, heizt Henry den Ofen nach und setzt sich dann mit einem Buch auf den großen Ohrensessel. Er schlägt das Buch jedoch nicht auf, sondern beobachtet mich, bis ich fertig bin. Als ich ihn fragend anblicke – ich wage es nicht, als erste meine Stimme wieder zu erheben – deutet Henry auf ein Kissen, das neben ihm auf dem Boden liegt. Ich komme zu ihm und knie mich erneut neben ihn. Er zieht meinen Kopf auf seinen Schoß und nachdem er das Buch aufgeklappt hat, beginnt er mich zu streicheln. Als er an einigen Haarnadeln hängen bleibt, will er sie heraus ziehen. Ich merke es und helfe ihm dabei, bis sich meine Haare wieder offen über meine Schultern ausbreiten. Als Henry daraufhin sein Streicheln wieder aufnimmt, denke ich wieder daran, dass er mich am liebsten von diesen Haaren befreien würde. Würde ihm das wirklich gefallen? Ich hätte dann nichts Weiches mehr auf meinem Kopf, das man so schön Streicheln könnte. Meine Gedanken werden jäh unterbrochen: „Cat, Du hältst mich vom Lesen ab!“ Ich blicke verwirrt zu Henry hinauf. „Entschuldige, was habe ich getan?“ „Nichts, aber Deine bloße Anwesenheit schadet meiner Konzentration.“ Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Henry mustert mich kritisch. „Weißt Du was, nachdem ich hier der Herr im Hause bin, werde ich nun einfach das tun, wonach mir gerade war.“ Hektisch blicke ich zur Haarschneidemaschine, die noch immer auf einem Sideboard parat liegt. Henry bemerkt meinen Blick. „Oha, das Ding spukt wohl immer noch in Deinem Kopf herum. Aber Du hast Glück, daran dachte ich nun gar nicht.“

Ich bin regelrecht erleichtert, als ich dazu aufgefordert werde, den größten Kochlöffel aus der Küche zu holen. Ahnungsvoll befolge ich den Auftrag. Als ich Henry das Objekt reiche, zieht er mich mit dem Oberkörper über seine Beine. „Ich werde Dir nun den Hintern versohlen“, wird mir angekündigt. „Nicht als Strafe, sondern einfach, weil mir danach ist, verstanden?“ „Ja, Herr“, hauche ich. „Zudem wissen wir ja beide, dass es meist für Dich eh keine Strafe ist, mein kleines schmerzgeiles Kätzchen, nicht?“ Henry hat recht. Schon bei der ersten Erwähnung des Wortes Kochlöffel hat sich ein Kribbeln in meinem Bauch breit gemacht und meine Säfte beginnen zu fließen. Als Henry mir das Kleid nach oben zieht, meinen Hintern freilegt und mit seinem Finger etwas in mich eindringt höre ich dann auch ein: „Dachte ich mir doch.“ Ich höre, wie er sich den Finger ablutscht. „Du schmeckst gut!“

Ich keuche auf. Völlig unerwartet hat Henry den Kochlöffel auf meinen Allerwertesten platziert. „So ein Kochlöffel ist ganz schön fies, nicht?“ „Ja“, keuche ich noch immer. In rascher Abfolge kommen weitere Hiebe. „Und das Praktische daran ist, dass so ein Kochlöffel fast überall zur Hand ist. Das ist toll, nicht?“ Ich kralle mich mit den Händen an die Seitenlehne des Sessels und warte darauf, dass die Schmerzwelle langsam wieder verhallt. Dann schaffe ich glatt die Antwort: „Ja, das ist wirklich toll.“ „Schön, dass Du das auch so siehst.“ Wieder schlägt Henry mehrfach zu. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass er ohne Aufwärmen direkt fest zugeschlagen hat oder die Schläge in solch rascher Abfolge kommen, aber ich bin nicht in der Lage, mich in den Schmerz hineinfallen zu lassen und ihn in Lust umzuwandeln. Statt dessen habe ich Tränen in den Augen und Henry muss mich mit seinem zweiten Arm kräftig festhalten, damit ich ihm nicht einfach von den Knien rutsche. Als er endlich aufhört, zieht er mich in seinen Arm, bis ich mich wieder halbwegs gefasst habe.

„Das konntest Du nun nicht so genießen wie mit der Gerte, oder?“ „Nein.“ „Oh, das finde ich toll!“ „Was?“ frage ich ungläubig. „Heute habe ich schon festgestellt, dass Du es nicht magst, wenn ich Dich hinten rein nehme und dass Du keine Freundin des Kochlöffels bist. Das kommt alles auf meine Liste von Dingen, mit denen ich Dich künftig quälen kann und dennoch meinen Spaß dabei habe.“ Ich seufze, denn Henry hat recht. „Ah, Du glühst da nun so schön.“ Henry streichelt über die wohl heftig geröteten Backen meines Hinterns. „Und ich habe Dich nun wohl doch noch markiert, wenigstens für die nächsten Tage, wenn Du schon nicht meinen Wunsch erfüllen kannst.“ Ich seufze und sage besser nichts dazu.

„Dann knie Dich mal wieder hin, ich versuche das nochmals mit dem Lesen.“ Während Henry daraufhin Seite um Seite langsam umblättert, liegt mein Kopf auf seinem Schoß und ich blicke ins Feuer, dessen Wärme sich wie eine Decke über mich legt. Ich merke noch, wie meine Augenlider immer schwerer werden und schließlich zufallen. Da ich beinahe von Henrys Schoß gerutscht wäre, merkt auch Henry, wie müde ich mit einem Mal bin. „Komm, lass uns ins Bett gehen!“ Erleichtert nicke ich. Fast wie mit einem kleinen Kind führt mich Henry in die kleine Toilette und drückt mir eine Zahnbürste in die Hand. Anschließend führt er mich zum Bett und entkleidet mich beinahe andächtig, bis ich ganz nackt vor ihm stehe. „Ich würde Dich ja nun gerne schlafen lassen, aber ich kann jetzt nicht anders“, raunt er mir ins Ohr und führt meine Hand an den Schritt seiner Hose. Rasch entkleidet er sich auch, streift sich ein Kondom über, legt mich auf dem Rücken ins Bett und dringt sanft in mich ein. Obwohl ich wirklich müde bin, passe ich mich schon bald seinem Rhythmus an und bin glücklich, als er in mir kommt, auch wenn ich es selbst nicht zum Höhepunkt geschafft habe. Kurz darauf liege ich in seinen Arm gekuschelt und bin kurz darauf eingeschlafen.

Irgendwann erwache ich aus einem Alptraum, den ich im Moment des Aufwachens schon wieder vergessen habe, obwohl die ängstliche Stimmung noch vorhanden ist. Kurz muss ich mich orientieren, bis ich begreife, wo ich mich befinde. Ich habe mich wohl im Schlaf von Henry weg bewegt, denn ich liege ein Stückchen von ihm abgerückt. Mir ist heiß und ich habe eine trockene Kehle. Es muss wohl so gegen fünf Uhr morgens sein, denn man kann durch die Fenster einen Hauch von Dämmerung erahnen. Ich krabble aus dem Bett um meine Blase zu erleichtern und ein paar Schlucke Wasser zu trinken. Auf dem Weg zur Toilette fällt mein Blick auf das vermaledeite Teil auf dem Sideboard, das vom fahlen Morgenlicht beleuchtet wird: die Haarschneidemaschine. Ich blicke zu Henry, der noch immer tief und fest schläft. Ich packe mir das Ding und verziehe mich auf die Toilette. Auch dort dringt nur trübes Licht durch ein kleines Fenster, aber es steht auch noch eine Kerze bereit, die ich mit Hilfe eines Streichholzes entzünde. Als erstes lösche ich meinen Durst unter dem fließenden Wasserhahn. Als ich auf der Toilette sitze, schalte ich die Haarschneidemaschine zur Probe an. Sie muss wohl mit einem Akku betrieben sein. Summend und vibrierend liegt sie in meiner Hand. Ich schalte sie wieder aus und wasche mir die Hände. Dabei blicke ich mir selbst im Spiegel in die Augen. Glücklich will ich Henry machen. Das habe ich ihm auch gesagt. Meine Haare wollte er von mir und ich konnte sie ihm nicht geben.

Seitdem hat mich das dauernd beschäftigt, auch wenn Henry meinte, das sei so in Ordnung. Aber es nagt an mir. Ich fühle eine Mischung aus Wut auf Henry, dass er so etwas von mir wünscht, und Enttäuschung über mich selbst in mir. Ich muss mir eingestehen, dass ich von mir selbst bislang sehr eingenommen war, dass ich mich für eine gute Sub, eine gute Sklavin hielt. Doch dann kneife ich, sobald es wirklich schwierig wird? Tauge ich dann überhaupt zur Sklavin? Bin ich es wert? Oder darf Henry nur so weit gehen, wie es meine eigenen Grenzen zulassen? Noch immer habe ich großen Durst und ich trinke abermals aus dem Wasserhahn. Als ich beim Hochbeugen erneut mein Spiegelbild erblicke, ist es, als würde in mir ein Schalter umgelegt werden. Ich greife mir die Maschine, schalte sie ein und setze sie am Haaransatz zwischen Nacken und Ohr an. In dem Moment als die ersten Haare fallen, wird die Tür aufgerissen. „Was machst Du da?“ schreit mich Henry an. „Ich… ich“, stammele ich. Doch Henrys Blick erfasst schneller die Situation, als meine Zunge die Worte finden können. „Hör auf!“ Henry entreißt mir förmlich die Maschine, schaltet sie aus, wirft sie ins Waschbecken und zerrt mich, nackt wie ich noch immer bin, zurück in den Wohnraum. „Verdammt noch mal, was hast Du getan?“ schreit Henry mich noch immer an. „Aber ich… Du wolltest doch….“, stammele ich erschreckt. „Schweig!“ brüllt Henry nun und ehe ich es recht begreifen kann, holt er aus, um mir eine Ohrfeige zu geben. Erschreckt schließe ich die Augen und erwarte den Schlag, als ich mich mit einem Mal stattdessen in Henrys Armen befinde und an ihn gedrückt werde. „Oh Cat, verzeihe mir, das ist meine Schuld gewesen“, murmelt er in meine bis auf eine Strähne noch immer vorhandenen Haare hinein.

„Henry, ich verstehe noch immer nicht so ganz?“ frage ich vorsichtig.

„Cat, das mit den Haaren, das meinte ich nicht ernst. Es war ein Test.“

„Ein Test?“ So langsam bekomme ich eine Ahnung. „Du wolltest wissen, wie weit ich gehen würde?“

„Ja, so in etwa. Und wie Deine Reaktion auf meine Forderung wäre.“

„Nun, jetzt weißt Du es wohl.“

Henry löst sich ein wenig von mir, damit wir uns in die Augen sehen können. „Mein Gott, Du hättest sie Dir wirklich abgeschnitten?“

„Ja, sieht wohl so aus.“ Mit einem Mal ist es mit meiner Selbstbeherrschung vorbei, als mir selbst klar wird, was ich beinahe getan hätte. Ich sacke in mich zusammen und bin froh, dass Henry mich festhält. Tränen laufen mir über die Wangen. „Nicht weinen, Cat“, versucht Henry mich zu trösten und küsst mir die Tränen weg. Mit einem Mal sieht er mich ernst an und legt seine Hand auf meine Stirn. „Cat, Du glühst ja! Geht es Dir nicht gut?“ „Ich bin aufgewacht und mir war so heiß und mein Hals kratzt und…. oh je, ich scheine da wohl gestern ein paar Viren aufgegabelt zu haben.“ Erst nachdem Henry mich nun darauf hingewiesen hat, nehme ich die Zeichen meines Körpers wahr.

„Und Du stehst hier noch so nackt herum. Ab ins Bett mit Dir!“ Ehe ich bis drei zählen kann stecke ich wieder unter der Decke. Als hätte mein Körper nun die offizielle Erlaubnis bekommen, krank zu sein, fange ich mit einem Mal noch zu niesen und schnupfen an. „Ach herrje, und ich habe Dich gestern auch noch bei der Kälte halbnackt und nackt herumlaufen lassen. Irgendwie habe ich das dieses Wochenende vermasselt.“ „Henry, Erkältungen kommen von Viren, nicht von Kälte“, versuche ich ihn von meinem Krankenlager zu beruhigen und schiele suchend umher. „Was suchst Du?“ „Taschentücher.“ „Oh – ja… Moment.“ Henry verschwindet in die Toilette und kommt mit einer Packung Kosmetiktücher zurück. „Ah danke, das ist genau das, was ich nun brauche.“ Henry steht vor mir und scheint seine Gedanken zu ordnen. Dann geht er in die Küche und setzt Wasser auf. „Ich mache Dir einen Tee. Das wird Deinem Hals hoffentlich gut tun. Später werde ich noch Ralf anrufen. Es war eigentlich geplant, dass sie heute Nachmittag wieder hierher kommen, aber das blase ich wohl besser ab. Ihr könnt Euch auch ein andermal näher kennen lernen.“ Anschließend kramt er in einer Sporttasche, die seine mitgebrachten Sachen enthält. „Ich habe zwar extra einige Klamotten für Dich eingekauft – aber auf Krankheit war ich ehrlich gesagt nicht eingestellt. Da, zieh das an.“ Er reicht mir ein T-Shirt und Boxershorts von sich selbst.

Einige Zeit später steht eine halb leere Tasse Pfefferminztee neben mir und Henry kriecht wieder zu mir unter die Decke. „Steck‘ Dich nicht bei mir an“, sage ich besorgt. „Ach was, wenn, dann ist es eh schon passiert. Jetzt komm her.“ Ich kuschele mich an ihn. Henry legt wieder seine Hand auf meine Stirn. „Du hast immer noch Fieber.“ „Ja, aber nun ist mir kalt.“ „Was habe ich da nur angestellt… was für ein Morgen!“ „Henry?“ „Ja?“ „Ich weiß nicht, wie ich es genau sagen soll. Aber ich finde es gut.“ „Was findest Du gut?“ „Dass Du nicht ganz so perfekt bist und nicht alles ganz genau so verläuft, wie Du es Dir vorgestellt hast.“ Als Antwort erhalte ich ein Knurren. „Das meine ich nun wirklich positiv!“ versuche ich zu beschwichtigen. „Ja, ja, bohre nur noch weiter in der Wunde herum. Sei froh, dass Du krank bist. Du kannst doch nicht mir Superdom sagen, dass ich nicht perfekt bin. Hast Du schon mal etwas von der Verletzbarkeit des männlichen Egos gehört?“ Ich muss lächeln. „Ich mag Menschen, die sich selbst auf die Schippe nehmen können.“ Wieder ein Knurren. Ein Niesanfall von mir. „Oh Mann, ich habe mich noch nie für eine Krankheit eines anderen so schuldig gefühlt.“ „Sehe es doch einfach so, dass ich gerne für Dich leide.“ „Ach Cat, ich liebe Dich. Und nun lass uns noch etwas schlafen, es ist noch immer verdammt früh.“ Die drei berühmten Worte brennen sich in mein Gehirn ein. Nach ein paar Minuten bin ich dann endlich in der Lage zu murmeln: „Ich liebe Dich auch.“ „Ich weiß.“ „Woher?“ „Denk an die Haare. Die Strähne, die schon daran glauben musste, werde ich mir aufheben. Und nun still, schlafe Dich gesund. Wir müssen uns erst morgen Abend wieder auf den Heimweg machen.“ So schlafe ich dann wieder ein, krank aber glücklich.

© Devana Remold