SM? Das ist doch alles krank!

Nein, das ist es nicht.

Wenn du aber so empfindest, solltest du einmal tief in dich gehen. Ich werde es wahrscheinlich nicht schaffen, deine inneren Überzeugungen zu revidieren. Tatsache ist, dass es sehr viele Menschen gibt, die diese Neigung in sich verspüren. Es gibt Studien, die besagen, dass es bis zu 10% der Bevölkerung sind. Und diese sind nicht alle krank.

Aber was kann ich dir jetzt raten?

Ich kann dir nur sagen, was nicht funktionieren wird: Alles unter den Teppich zu kehren. Wirst du deinem Partner sagen, er solle doch bitte diese absurden Ideen vergessen und wieder normal werden oder die Hilfe eines Psychiaters in Anspruch nehmen, ist dies der erste Schritt in Richtung Ende der Beziehung. Dein Partner wird lange mit sich gerungen haben, sich dir anzuvertrauen oder es verheimlicht haben, da er Dich kennt und weiß, wie Du darüber wahrscheinlich denken wirst. Weist du ihn so verständnislos zurück, wird sich der Partner massiv zurückgestoßen, verletzt und allein gelassen fühlen.

Ich möchte betonen, dass ich durchaus verstehen kann, wenn man zu dem Schluss kommt, dass BDSM nichts für einen ist, dass man nicht nachvollziehen kann, was andere daran finden. Das kann ich gut verstehen, denn diese Neigung trägt nun mal nicht jeder in sich. Ich bin daher die letzte, die verlangt, dass du etwas tust, was dir zutiefst zuwider ist. Aber du musst dich mit der Tatsache vertraut machen, dass dein Partner, den du hoffentlich noch liebst, diese Neigung in sich trägt. Und ihr müsst einen Weg finden.

Hier ein paar Möglichkeiten. Einiges davon ist sicher schmerzhaft zu lesen, aber es hilft auch nicht, um den heißen Brei herumzureden:

1. Ihr trennt euch

Wenn ihr beide keinen Weg mehr zueinander findet, nicht mehr miteinander reden könnt und in die Vorwurfsebene geratet, in der jeder nur noch sich selbst und nicht mehr den anderen sieht, wird es darauf hinaus laufen. Vielleicht erkennt ihr aber auch ganz friedlich und vernünftig, dass in eurer Beziehung noch sehr viel mehr nicht stimmt, ihr eigentlich schon seit Jahren keine Partnerschaft mehr führt und nebeneinander her lebt. Oder aber eben, dass ihr mit euren gegensätzlichen Vorstellungen keinen gemeinsamen Weg mehr findet. Wenn es so weit kommt, bleibt nur noch zu hoffen, dass ihr das ohne Rosenkrieg schafft (ganz besonders, wenn ihr noch Kinder habt) und anschließend jeder für sich einen Neuanfang findet.

2. Ihr findet einen gemeinsamen Weg

Das wird harte Arbeit bedeuten. Grundvoraussetzung ist, dass ihr ein starkes Fundament habt. Ich meine damit eure Liebe. Beide müsst ihr aufeinander zugehen. Dein Partner wird Abstriche bei seinen Wünschen und Vorstellungen machen müssen, du wirst dich auf seine Sexualität einlassen und nach Dingen suchen müssen, die für dich in Ordnung sind. Aber keine Sorge. Du wirst dafür belohnt werden. Du wirst deinen Partner von einer ganz anderen Seite kennen lernen und du wirst ihm sehr viel Freude schenken können.

3. Ihr holt einen Dritten mit ins Boot

Das mag Dich vielleicht jetzt schocken. Es kann aber ein Weg sein, deinem Partner  in fest vorgegebenen Grenzen zu erlauben, seine Bedürfnisse mit einem anderen Mann oder einer anderen Frau auszuleben. Mit Grenzen meine ich z.B., dass es keinen Sex geben darf. Von dir erfordert das einen riesigen Schritt. Du musst loslassen können und du darfst nicht eifersüchtig sein. Dein Partner muss hingegen in dem vorgegebenen Rahmen bleiben und muss auf seine Gefühle acht geben. Funktionieren kann das nur, wenn ihr eine ansonsten funktionierende Partnerschaft habt.

Vorstellbar ist auch, dass dein Partner sich zum Beispiel nur virtuell von jemand anderem dominieren lässt, ohne dass sie sich je treffen.

4. Die Neigung bleibt Kopfkino

Gerade, wenn dein Partner noch nie seine Neigung real ausgelebt hat, kann dies eine ganze Weile gut gehen, wenn man sich seine Wünsche nur erträumt oder entsprechende Bücher und Geschichten liest oder sich im Internet auf entsprechenden Seiten bewegt. Wenn dein Partner sich darauf einlässt, bedeutet das für ihn ein großes Opfer. Von dir sollten dann immerhin keine Vorwürfe kommen und das Einverständnis gegeben werden, sich mit den Thema zu beschäftigen, ohne dass gleich der Haussegen schief hängt, wenn beispielsweise eine entsprechende Internetseite geöffnet ist.

Klar muss dir aber sein, dass es deinem Partner irgendwann nicht mehr ausreichen könnte. Aus meiner Sicht sind deswegen immer wieder klärende Gespräche nötig und vielleicht kannst du dich im Laufe der Zeit dem Thema doch ein klein wenig annähern.

5. Ihr kehrt das ganze doch unter den Teppich

Das Dumme ist nur, dass das nicht funktionieren wird. Dein Partner wird dich dann früher oder später verlassen und/oder seine Neigung heimlich ausleben. Oder den Rest seines Lebens sehr unglücklich sein.