Mein Weg

Erste Anfänge

Wenn man mit anderen BDSMlern spricht und sie fragt, wie sie zu diesem Thema gekommen sind, so gibt es zwei große Gruppen. Da ist zum einen die Gruppe, die diese Neigung schon seit ihrer Kindheit in sich spürt, die dann mit Einsetzen der Pubertät immer mehr ins Sexuelle übergreift. Und dann ist da noch die zweite Gruppe, die durch irgendein Schlüsselereignis im Erwachsenenalter wie die Jungfrau zum Kind auf das Thema kommt.

Ich selbst gehöre zu der ersten Gruppe. Schon fast so lange, wie ich bewusst denken kann, habe ich devote Fantasien. Und da mir diese Frage nach dem “seit wann” des öfteren gestellt wurde und ich jedes mal wieder darüber nachgedacht habe, datiere ich dieses „seit wann“ immer weiter zurück.

So dachte ich lange Zeit, dass diese Gedanken erst seit Einsetzen der Pubertät vorhanden gewesen sind, bis ich mich noch weiter zurückerinnerte. Und da fielen mir solche Spiele ein, die ich mit meiner Sandkastenfreundin spielte. Da waren wir in der Gewalt unserer bösen Stiefeltern, die wir bedienen mussten und gerade mal einen Schlafplatz auf dem Boden dafür bekamen und uns noch dazu auch immer mal quälen lassen mussten. Sind das nicht auch schon erste Anfänge, frage ich mich heute?

Pubertät

Aber richtig zugenommen haben diese Fantasien wirklich erst mit Beginn der Pubertät. Und seitdem geht das auch mit einer sexuellen Erregung einher. Was hatte ich da für Fantasien? Die waren für eine Zwölfjährige eigentlich ganz schön heftig, denke ich. Ich stellte mir z.B. vor, gefesselt zu sein und einer Gruppe von Männern zur Verfügung stehen zu müssen. Vor allem das Thema, gefesselt zu sein, beschäftigte mich schon von Anfang an. Es erregte mich, mir vorzustellen, völlig bewegungslos zu sein, mich nicht mehr selbst befreien zu können. Eine Leidenschaft, die bis heute geblieben ist. Und schon damals begann ich, diese Leidenschaft auszuleben. Und zwar an mir selbst. Ich begann damit, was ich heute als Selfbondage bezeichnen würde. Als Fesselungsmaterialien dienten mir z.B. elastische Binden aus dem Apothekerschrank oder eine Wäscheleine. Auch fand ich es schon erregend, meine Taille mit Hilfe eines Gürtels sehr eng einzuschnüren. Ein Wunder, dass ich die ganzen Jahre über nie erwischt wurde.

Mit etwa 14 Jahren las ich das erste Buch, das in die Richtung SM ging. Dabei hatte ich es mir ganz normal aus der Jugendbuchabteilung der Stadtbibliothek geholt. Es war wohl falsch einsortiert. Es hieß „The Killjoy“ und wie ich bei Amazon herausbekam, ist es von Anne Fine geschrieben, auch wenn es dort neu nicht mehr erhältlich ist. Das Buch handelt von einer fatalen Beziehung zwischen einem Professor und seiner Studentin. Hier las ich zum ersten Mal, wie sich eine Frau freiwillig in Ketten legen ließ. Ich war absolut fasziniert von diesem Buch.

Hatte ich während dieser Jahre Schuldgefühle oder schämte ich mich meiner Gefühle? Eigentlich nicht. Mir war zwar klar, dass diese Gefühle nicht jeder hat und ich hütete mich, mit irgendjemanden darüber zu sprechen. Ich war allenfalls ein wenig erschrocken, was ich da manchmal alleine trieb.

Erste Sexualität

Als ich älter wurde, hatte ich irgendwann meinen ersten Freund. Ich fing damit erst recht spät an, da ich schon immer mehr die Frau war, der eine feste Beziehung suchte. Und so lehnte ich viele ab, bis der Richtige kam. Da war ich 16. Er war 18. Und immerhin blieben wir 8 Monate zusammen, eine doch recht lange Zeit in diesem Alter. Mit ihm machte ich meine ersten sexuellen Erfahrungen. Schöne Erfahrungen. Aber ihm gegenüber meine Wünsche zu äußern, brachte ich nicht über mich, auch wenn ich mich des öfteren einfach danach sehnte, beim Sex festgehalten zu werden.

Nach Beendigung dieser Beziehung entdeckte ich dann auf einem Wühltisch in einem Kaufhaus das Buch „Mut zur Demut“ von Sina Aline Geissler. Devote Fantasien von Frauen! Ich verschlang sie, wurde mir immer mehr meiner selbst bewusst. Aber auch wieder nicht. Denn diese Fantasien real auszuleben, konnte ich mir weiterhin nicht vorstellen. (Nachdem ich mir mit zeitlichem Abstand dieses Buch nochmals zu Gemüte gezogen habe, kann ich aber sagen, dass es an den darin enthaltenen Geschichten liegt, da keine davon wirklich “meinem” BDSM entspricht.)

Die Tür zu BDSM

Im Alter von 17 Jahren lernte ich meinen langjährigen Partner und späteren Ehemann kennen. Anfänglich probierten wir viel aus, was im Nachhinein auch schon in die BDSM-Richtung ging.

Im Jahr 2001 entdeckten wir im Internet, welchen Namen das hatte, was wir da so trieben.

Mir war sehr schnell klar, dass dies genau meine Welt war, dass hier beschrieben war, was in meinem Inneren schon immer heraus wollte. Wir begaben uns auf eine sehr schöne Entdeckungsreise.

Sehr viel möchte in an dieser Stelle nicht mehr dazu schreiben, denn leider ist diese Beziehung nach 20 Jahren in die Brüche gegangen. Aber es war nicht alles schlecht daran. Und ich werde nicht in der virtuellen Welt diese Beziehung aufarbeiten.

Ein neuer Anfang

In meiner alten Beziehung stimmte auf sexueller Ebene in den letzten Jahren vieles nicht mehr. Wir hatten uns voneinander entfernt. Dennoch bin ich, was ich bin. Ich bin eine Frau, die sich ihrer sexuellen Neigung sehr bewusst ist. Ich habe einige Jahre darauf verzichtet, habe mich nur noch gedanklich und in den Geschichten und Büchern, die ich gelesen und geschrieben habe, ausgelebt, bis das eines Tages wohl nicht mehr ausreichte.

Meinen neuen Partner kenne ich schon seit vielen Jahren. Er ist der Initiator der Schattenzeilen. Lange Jahre waren wir einfach nur Freunde. Wir kannten uns auch real, aber auf einer rein freundschaftlichen Ebene. Allerdings hatten wir von Anfang an einen besonderen Draht zueinander, da wir uns vom Wesen in so vielen Dingen ähnlich sind. Nicht nur unser Wesen ähnelt, sondern auch unsere Hobbys und unsere Leidenschaften.

Es kam, wie es vielleicht kommen musste. Aus der Freundschaft wurde mehr. Seitdem habe ich einen Partner an meiner Seite, der wie für mich gemacht zu sein scheint. Umgekehrt ergeht es ihm ebenso. Nie hätte ich gedacht, dass ich so etwas in meinem Leben erfahren werde. Unser BDSM-Leben geht sehr in die emotionale Tiefe. Und es fühlt sich so gut an!
Wir mussten uns unser Zusammenleben erkämpfen und bis zum heutigen Tag ist nicht alles einfach. Aber es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich lebe wieder, davor war ich innerlich tot.

Ich bin die Sub von Jona Mondlicht. Und das soll immer so bleiben.

Gemeinsam haben wir noch viel vor. Egal, ob es jetzt unser BDSM- oder das restliche Leben betrifft.

 

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